Monday, June 29, 2009

Verarbeitung...

Ich warte eigentlich schon beinahe täglich darauf, dass sich die Erinnerung an diesen schicksalshaften Tag der Finalniederlage gegen Davos irgendwie "besser" anfühlt. Aber der Tag kommt nicht. Und ich bin langsam aber sicher der Meinung, dass dieser Tag erst dann kommt, wenn Kloten das nächste Mal Meister wird.

Es ist seltsam. Jedesmal wenn ich an diese Finalniederlage denken muss, wird mir flau im Magen. An diesen Moment als der Schiedsrichter das letzte Spiel abgepfiffen hat. Daran, wie die Davoser die Stöcke und Handschuhe in die Luft warfen und in Richtung Kurve gestürmt kamen. Dieser Moment hat sich in meinen Kopf eingebrannt und wird dort wohl nur schwer wieder zu entfernen sein. Ich stand wie gelähmt auf diesem Platz da oben und starrte ungläubig aufs Feld hinab. Konnte das wirklich wahr sein? Davos hatte uns grad den so unfassbar verdienten Meistertitel vor der Nase weggeschnappt. Klar, Kloten war in diesem letzten Spiel auch wieder drückend überlegen. Klar, Kloten hat tausend Chancen nicht verwertet. Aber konnte das wirklich gerade passiert sein? 

Die Siegerehrung, das "We are the Champions"-Lied. Irgendwie alles so surreal, so "falsch", verkehrt. Wir hätten doch eigentlich schreiend und jubelnd das Eis stürmen sollen. Wir hätten doch eigentlich vor lauter Vorfreude heulend die letzten 10 Sekunden runterzählen sollen. Wir hätten doch den verdienten Meisterpokal in die Luft stemmen müssen. Aber nichts von alledem passierte. Anstattdessen standen wir alle wie angewurzelt - paralysiert - auf den Rängen und warteten darauf dass jemand die versteckte Kamera nach vorne holt.

Wie in Trance verliess ich das Stadion, sah ein letztes Mal zurück und schaute in betrübte, verwirrte Gesichter. Die alle noch gar nicht richtig erfassen konnten, was wir da gerade verpasst hatten. Der Meistertitel war weg. Ich musste weg, nach Hause, das alles erstmal sacken lassen. Schnell verabschiedet und dann abgehauen. Wie ein geschlagener Hund. Hätte ein Davoser mich auf dem Weg dumm angelabert, ich hätte nicht mal was sagen können. Verlieren ist das eine, verlieren im eigenen Stadion das andere. Den Meistertitel im eigenen Stadion verlieren, sowas lässt sich nur ganz schwerlich in Worte fassen, die einem solchen Ereignis auch wirklich gerecht werden könnten.

Die ganze Vorfreude auf diesen einen Tag. Die ganzen Träume. Die Vorstellungen, die man sich insgeheim - ohne es zuzugeben - gemacht hat für den Moment, wenn der Meister dann wirklich in unseren Händen liegt. Das alles zerplatzte in diesem einen Moment, als die Matchuhr 60 Minuten anzeigte und Davos leider ein Tor mehr auf dem Zähler hatte, wie wir.

Das schlimme ist nicht mal die Niederlage an sich, das schlimme an dieser Finalniederlage ist effektiv, dass es so verdammt knapp war und so unheimlich wenig gefehlt hat. Wir waren besser. Davos war schlauer. Wir hatten mehr Chancen. Davos machte die Tore. Jedesmal, wenn es irgendwo wieder ein Finale gibt, muss ich an diesen Tag zurückdenken und der Schmerz der Niederlage holt mich unbarmherzig ein. Unfassbar, wieviele Träume an diesem Tag zerplatzt sind.

Aber bei all dem Schmerz und der Betroffenheit über diese Niederlage aller Niederlagen. Wir, die Fans sowie die Spieler, sind um eine enorme Erfahrung reicher. Siege machen nur stärker, Niederlagen aber schweissen zusammen. Wir alle sind durch diese Finalniederlage ein weiteres Stück näher zusammengerückt. Haben alle zusammengehalten im Moment der bitteren Niederlage und durften erhobenen Hauptes aus dem Stadion laufen. Denn sind wir mal ehrlich, wer von uns hätte anfangs Saison eine Finalqualifikation für möglich gehalten? Wer hätte mit einer solch bombastischen Teamleistung gerechnet? Mit grandiosen 8 perfekten Siegen ins Finale einzuziehen? Nutzen wir diese Niederlage um noch besser, noch stärker und noch kaltblütiger zu werden. In der nächsten Saison zählen genau diese Werte mehr als Budget, Ausländer oder wasweissichnochalles. Am Ende zählt das Team. Und nichts anderes...

Und bei Gott, wenn wir diese Saison eines erreicht haben, dann dass wir zu einem Team geworden sind. Nicht irgendein Team, nein...ein Team, indem jeder für den anderen durchs Feuer geht. Und möge das bedeuten, dass man erst einen Final im 7. Spiel verlieren muss, bevor man den Pott holen kann.

Die neue Saison beginnt bald. Wir sollten unsere Bitterkeit über die Niederlage verdrängen und unsere ganze Energie auf die neue Saison konzentrieren. Denn - wie anfangs erwähnt - wenn uns etwas helfen kann, den Schmerz zu überwinden, dann ist es der Titel.

Und wenns gopferdammi noch 50 Jahre dauert, dann steh ich eben noch als Greis in der Kurve. Ich werde da sein. Egal wie lange es noch dauert. Und ihr?

Auf geht's Kloten.
Für jetzt und für immer!