Friday, March 31, 2006

Wenn Helden geboren werden... Teil 1

Es ist soweit, die Saison ist vorbei, aus und fertig. Eigentlich bin ich noch immer viel zu aufgewühlt, um einen wirklich objektiven Beitrag schreiben zu können, aber ich werde es trotzdem versuchen. Wobei wir aber eigentlich bereits beim Thema wären, Emotionen. Ich habe glücklicherweise noch die Spielervorstellung vom letzten Heimspiel auf mein Handy aufgenommen, die hör ich mir jetzt grad an und kriege wieder dieselbe Hühnerhaut, die ich seit dem ersten Playoff Heimspiel gespürt habe. Emotionen.

Wir müssen relativ weit zurückdenken, damit wir einen Punkt finden, der emotional vergleichbar war mit dieser Saison. Ich habe anfangs Saison in meinem Vorbereitungs-Beitrag geschrieben, dass es die ultimative Saison werden würde. Sieg oder Niederlage, Leben oder Tod, Gewinnen oder Verlieren. Und die Prognose war richtig, es wurde die ultimative Saison mit allem, was dazu gehört. Ich will einmal kurz zurückschauen auf den Beginn der Saison und was alles so die Knackpunkte waren.

Start zuhause gegen den ZSC, ein Sieg und ich weilte in den Ferien in Griechenland. Wurde aber per Handy immer topaktuell informiert und bekam so alles mit. Sieg im Derby gleich zu Beginn der Saison, das MUSSTE einfach ein gutes Omen sein. Gut, danach verlor man gleich auswärts in Lugano mit einem Törchen, trotzdem...ein guter Eindruck blieb bestehen. Nach vier Spielen durfte Kloten dann sogar vom 1. Platz grüssen und wir hatten zum ersten Mal die Möglichkeit nach zwei beschissenen Jahren "Die Nummer eins der Schweiz sind wir" zu singen. Unglaublich, was da allen für eine Last von der Seele fiel. Diese Saison schien perfekt für uns zu laufen, wir zeigten wahnsinnige Spiele und hatten endlich ein effizientes Powerplay, Quint sei Dank. Doch leider blieb dies nicht so und man baute kontinuierlich ab. Quint verliess das Team, das Powerplay ging vor die Hunde und man wurde immer weiter nach unten durchgereicht. Man dümpelte dann immer so vom 4. bis zum 7. Rang hin und her, war aber nie wirklich in Gefahr, nach unten zu fallen. Gute Spiele wechselten sich mit grottenschlechten (Basel etc.) ab und vom Glanz anfangs Saison war je länger je weniger etwas zu spüren. Dann kam sie, die vielbefürchtete Niederlagenserie. Ich weiss es nicht mehr genau, aber so ca. 5 oder 6 Spiele warens glaube ich wieder, wenn ich mich nicht täusche. Da haben wir Punkte am Laufmeter liegen gelassen, die uns dann Ende Saison wieder fehlen würden. Dachten jedenfalls alle. Aber hey, man sagte sich immer noch, Hauptsache nicht unter dem Strich. Doch auch das änderte sich, Kloten fiel doch noch unter den Strich und kam da nicht mehr raus vor der Olympiapause. Kloten war wieder im Strichsumpf und manch einer schloss bereits mit der Saison ab, buchte seine Sommerferien und hatte Alpträume von einer möglichen dritten Playout Teilnahme in Folge. Wo blieben die Leader Lemm und Jenni? Was war plötzlich mit dieser Mannschaft los? War es der Druck? War es das Theater um Jaroslav Hlinka? Waren die Trainer schuld? Man wusste es nicht und konnte als Fan nur noch weiteren absolut beschissenen Tagen entgegensehen. Playouts 06, wir kommen. Zwei Runden vor Schluss sah es folgendermassen aus, man spielte auswärts in Ambri und MUSSTE gewinnen, um noch Chancen auf die Playoffs zu haben. Ambri, toll. Wir spielen irgendwie immer gurkig in Ambri und jetzt MÜSSEN unsere Jungs da gewinnen? Ohje...doch wie immer kommt alles 1. anders und 2. als man denkt. Kloten dominierte, Kloten spielte und Kloten gewann heldenhaft mit 4:0. In Ambri. Auswärts. Tollerweise stellte sich die Konstellation am Strich nach diesem Spiel so dar, dass jetzt Kloten alles wieder in der eigenen Hand hatte, Servette und Langnau waren bereits weg und Fribourg brauchte einen Sieg mit ca. 7 Toren Abstand gegen eben dieses Kloten und der Z, ja der Z brauchte eine Niederlage der Klotener und Ihrerseits einen Sieg oder ein Unentschieden in gewisser Höhe um nicht in den Sog der Playouts zu geraten. Sehr gut, Fribourg sollte doch zu schlagen sein. Denkste, die Flyers verloren mit 4:1 das letzte und entscheidende Spiel. Das wars. Aus und vorbei. Mitnichten, zum tausendsten Mal diese Saison kam es anders, als alle dachten und Davos besiegte den ZSC mit 5:2. Kloten war in den Playoffs. Zwar absolut glücklich aber egal, Hauptsache Playoffs. Der Gegner in den Playoffs hiess Bern und naja, was soll man dazu sagen. Alles was ich beispielsweise erhoffte, war zumindestens ein Sieg zuhause. Dann war ich zufrieden. Die Zeitungen in der ganzen Schweiz zollten meinem Wunsch keinen Respekt und gingen alle von einem klaren 4:0 aus. Für Bern wohlgemerkt.

"...In der Qualifikation werden Spieler zu Stars. In den Playoffs aber werden Helden geboren..."
Zitat aus dem SonntagsBlick

... to be continued

Thursday, March 23, 2006

Der Traum geht weiter...

Wer Lugano sagt, der verbindet vor allem bedingungsloser Erfolg mit diesem Wort. Der Führungsstil der oberen Ebene des HC Lugano hat jede Saison dasselbe Ziel. Meister. Nicht mehr und nicht weniger. Das wirklich beeindruckende an diesem Verein ist aber, dass das Ziel meistens zumindestens touchiert wird. Der HC Lugano war mit Ausnahme der letzten Saison immer vorne mit dabei in den Playoffs und hat 1999 und 2003 sogar den Meistertitel geholt.

Die Mannschaft besticht vor allem durch ein Merkmal, dass sich durch die letzten 5-6 Jahre, oder sogar noch länger, zieht. Lugano hat immer absolut hochkarätige Ausländer, wenn nicht sogar die Besten, die jeweils in der Nati A spielen. Diese Saison wären das die drei Finnen Hentunen, Peltonen und Nummelin flankiert vom absolut überragenden Glen Metropolit und Jason York. Was diese Jungs vor allem in der Qualifikation und natürlich in der historischen Playoff Serie gegen Ambri gezeigt haben, spottete jeder Beschreibung. Sackstark im Powerplay, unglaubliche Schnelligkeit im Angriff und vor allem mit Nummelin einen Defensivgeneral, der sowohl Auslösung als auch Verteidigung perfekt im Griff hat.

Dieser Spitzenmannschaft gegenüber steht dann das kleine Kloten. Keine wirklichen Stars im Team, keine grossen klingenden Namen (ausser Jenni vielleicht) und vor allem nie und nimmer diesen bedingungslosen Erfolgswillen wie die Tessiner. Jedenfalls war das vor den Playoffs so. Seit wir wieder im Playoff mit dabei sind, hat sich alles ein wenig geändert. Kloten spielt ein absolut tödliches Tempohockey. Die Devise ist relativ einfach und lautet: Laufen Laufen Laufen und nochmals Laufen. Der SC Bern wurde bereits ein Opfer dieser Taktik und gestern wartete Lugano darauf, es unseren Boys so richtig zu zeigen, wo der Hammer hängt.

1. Drittel. Alle erwarteten einen offensiven Sturmlauf von Lugano, ein Anpreschen gegen die Wellenbrecher der Klotener Abwehr, doch nichts derartiges geschah, im Gegenteil. Kloten nahm die Verantwortung auf sich und begann von der ersten Minute an, das Spiel zu machen. Dies ist insofern äusserst erstaunlich, als das eigentlich bei Kloten auswärts seit den Meisterjahren nie mehr so richtig getan werden konnte. Aber heute klappte es und es klappte sogar so gut, dass André Rufener nach gut 2 Minuten zu seinem ersten Treffer diese Saison kam und für Kloten das 0:1 erzielte, perfekt herausgespielt übrigens. Peng! Da war es wieder, diese Schüsse vor den Bug der grossen Favoriten. Lugano war erst mal geschockt, sichtlich geschockt. Sie brachten nicht viel mehr zustande für die nächsten 18 Minuten, als einfach zu schauen, dass Kloten nicht zu einem 2:0 kommen konnte. Und so kann man dann die verbleibende Zeit im ersten Drittel auch gleich gut beschreiben, Kloten rannte an und Lugano versuchte, das Schlimmste zu verhindern. Drittelende, erstmal alle gut durchatmen und wieder zu sich kommen.

Das zweite Drittel begann recht ähnlich wie das erste, nur das man eine kleine Steigerung des HC Lugano bemerken konnte. So langsam kamen sie ins Spiel und so manch ein Klotener sah jetzt das Unvermeidliche kommen, doch weit gefehlt. Kloten spielte weiter ihr abartiges Tempospiel und lief Lugano noch immer um die Ohren. In der 14. Minute tankte sich dann Pittis durch, kam vor Rüeger zum Schuss, der wehrte zur Seite ab und Rintanen fischte die Scheibe aus der Luft und ballerte sie rein zum 0:2. Ich kann hier glaube ich für alle Kloten Fans sprechen, wenn ich sage, dass kaum einer von uns wirklich glauben konnte, was da auf dem Eis abging. Erst schmeissen die Klotener Bern mit 4:2 aus den Playoffs, dann gehen sie im ersten Halbfinal-Spiel nach Lugano und führen erst mal gleich mit 0:2. So langsam machen mir diese Jungs Angst. Aber weiter im Text, leider war dies noch nicht alles, was in diesem Drittel abging, Bärtschi nahm eine Strafe und prompt zog Lugano ihr Wunder Powerplay auf. Viertausend Pässe gespielt innert 4 Sekunden zogen die Abwehr derart auseinander, dass das Tor meterweit offen stand und der Herr Metropolit nur noch einzuschieben brauchte, Anschluss zum 1:2. So bliebs erstaunlicherweise bis zum Ende des zweiten Drittels und Kloten konnte das dritte Drittel mit einer Führung beginnen.

Das dritte Drittel ist dann relativ schnell erzählt. Es war mit Abstand das ausgeglichenste Drittel. Beide Mannschaften kamen zu guten Chancen in Vollbestand und beide Mannschaften spielten begeisterndes Tempohockey, liessen aber den letzten Biss, die letzte Härte noch ein wenig vermissen, das wird aber mit Sicherheit noch kommen im Laufe dieser Serie. Als dann Pittis in der 54. Minute während einer Offensiv-Aktion eine einigermassen dumme Strafe holte und Lugano wiederholt Ihr Wunder-Powerplay aufziehen konnten, wars passiert und der Ausgleich zum 2:2 fiel 6 Minuten vor Schluss. Das war natürlich ärgerlich, aber ich wage zu behaupten, dass dies die Mannschaft wieder ein bisschen aus der „Wir verwalten unsern Vorsprung“-Lethargie gerissen hat und ich wage ebenfalls zu behaupten, dass der Ausgleich sowieso gekommen wäre. Strafe hin oder her. Na gut, die 60 Minuten gingen ohne weitere nennenswerte Aktionen zu Ende und es wartete die Verlängerung.

In diesem 20 Minuten holten beide Teams nochmal alles aus sich raus, was rauszuholen war. Es gab Offensivaktionen am Laufmeter und Tempohockey vom feinsten, allerdings waren auch beide Mannschaften defensiv relativ gut abgesichert, so dass es zu praktisch keinen Kontern kommen konnte. Die Spielanteile waren wieder ein wenig auf Klotener Seite gerückt und die Chancenverteilung ebenfalls. Kloten hatte in dieser Verlängerung eindeutig die besseren Chancen, machte allerdings zuwenig daraus und es kam wie es kommen musste, das Spiel musste durch ein Penaltyschiessen entschieden werden.

Da man ja weiss, was für Schützen Lugano zu bieten hat und man auch weiss, was für „Vollstrecker“ Kloten auf dem Eis hat, musste man nun eine einigermassen klare Niederlage befürchten. Und tatsächlich, Nummelin und Peltonen verluden Stephan nach klassischer Manier und da Lemm verschoss stand es nach drei Schützen bereits 2:0 für Lugano. Ein Debakel drohte. Bärtschi lief mit einem wahnsinnigen Tempo an und konnte Rüeger ebenfalls mit einem Schlenzer verladen, 2:1. Der nächste Finne stand bei Lugano bereit und lief an. Jukka Hentunen konnte das vorentscheidende 3:1 erzielen aber...er scheiterte an Tobias Stephan. Weiter gings mit Jenni auf Klotener Seite, der Ausgleich war jetzt möglich und Jenni lief unter gellendem Pfeiffkonzert an. Er zog auf die linke Seite, wartete...wartete noch länger, Rüeger lag, Jenni schoss...Aber vorbei! Die Chance auf den Ausgleich wurde vertan. Dann wieder Lugano, Glen Metropolit. Ein eiskalter Skorer, ein hammerharter Techniker. Metropolit lief an, zog ebenfalls nach links und scheiterte ebenfalls an Stephan. Zweite Chance, auszugleichen. Domenico Pittis stand am Mittelpunkt und man wusste, jetzt oder nie. Pittis lief an, zog trocken durch ohne jegliches Dribbling und liess Rüeger sehr sehr alt aussehen. Ausgleich! Es keimte wieder Hoffnung auf und beim einen oder anderen kamen Erinnerungen an die Playoff Viertelfinal Partie gegen Zug auf, als uns schliesslich McKim ins 7. Spiel schoss. Nach je 4 Schüssen stands dann jetzt also 2:2 und Lugano war wieder am Zug. Sandy Jeannin fuhr auf Stephan zu und...scheiterte tatsächlich! Kloten konnte also mit dem nächsten Penalty alles klar machen und wer könnte das besser als unser Goldhelm, Kimmo Rintanen. Was Rintanen dann allerdings beim Penalty zeigte, war ein wenig enttäuschend. Ohne Kreativität, ohne Zug. Leider kein Tor. 5 Schützen durch auf beiden Seiten, es ging weiter Schuss für Schuss. Nach der kleinen Pause, in der die Coaches noch die zusätzlichen Schützen benannten, fing dieses Mal Kloten an und eröffnete die zweite Penalty Serie wiederum mit Rintanen. Der scheiterte aber noch kläglicher an Rüeger wie vorhin und jetzt war Lugano am Drücker mit dem Matchpuck. Bei Lugano nahm Nummelin Anlauf, der Nummelin, der Stephan mit dem ersten Penalty so furchtbar verladen hatte. Naja, das wars wohl. Aber das wars eben doch nicht. Stephan hielt den Schuss und verschaffte Kloten noch eine weitere Chance. Und wer sollte diese Chance besser verwerten können, als Domenico Pittis, der emotionale Kanadier, der Kämpfer, der Chrampfer der Mannschaft, der sich jetzt in diesen Playoffs als so eminent wichtig herausstellt. Pittis nahm wieder Anlauf, verzichtete wieder auf ein Dribbling und bezwang Rüeger ein weiteres Mal. Kloten führte! Nun war Lugano unter Zugzwang, wer übernimmt die Verantwortung bei Lugano? Ville Peltonen, der Finne, tat es und lief auf Stephan zu. Er zog leicht nach links, schoss rechts und...verfehlte das Tor! Kloten gewann ein sensationelles Penalty-Drama in Lugano auswärts und hat den Luganesi somit den Heimvorteil bereits im ersten Spiel abgejagt. Unglaublich!

Heute Donnerstag abend geht’s bereits weiter im Schluefweg, ausverkauftes Haus und hoffentlich ein weiterer Sieg zum 2:0 in der Serie. Man wird es sehen!

Reto

Friday, March 17, 2006

Bern - Kloten oder wenn aus einem 4:0 ein Debakel wird...

Ach ja, was haben wir uns gefreut, als vor gut zwei Wochen klar war, das wir gegen die Berner in den Playoffs spielen dürfen. Bern, unser ultimativer Hass-Gegner. Seit gut 4 Jahren kein Auswärtsspiel mehr gewonnen, zuhause immer Mühe und keiner, aber wirklich keiner hat uns auch nur einen Sieg gegen diese Startruppe zugetraut. Das erste Spiel ging erwartungsgemäss an die Berner mit 3:0, alle „Experten“ sahen sich bereits bestätigt und begannen bereits mit der Planung der Halbfinalgegner für Bern. Tja, nur haben all die „Experten“ die Rechnung ohne Kloten gemacht. Im zweiten Spiel konnte man mit dem 1:2 und dem Tor in der Verlängerung von Lemm auf 1:1 ausgleichen, die Medien tobten. Samstag, Bern-Arena, 3:6 für Kloten. Erste Negativstimmen wurden laut gegenüber Suhonen und seiner „Finnisierung“. Viertes Spiel im Schluefweg, zwei Berner auf der Strafbank 2 Minuten vor Schluss, Schuss Guignard 3:2 für Kloten und 3:1 in der Serie.
Ich bin wohl nicht alleine, wenn ich sage, dass ich das alles noch nicht richtig glauben kann. Die Erlebnisse der letzten drei Saisons waren einfach zu negativ, als dass man sich so richtig über dieses 3:1 in der Serie freuen konnte. Keiner konnte wirklich realisieren und glauben, was man da sah. Das kleine Kloten, das über eine Niederlage in die Playoffs gerutscht war, tanzte dem Berner Bären, seines Zeichens Qualifikationssieger, auf der Nase herum. All die „4:0 – Experten“ und „Eldebrink muss weg“-Journalisten wussten plötzlich nichts mehr zu sagen und mussten neidlos anerkennen, dass Kloten wohl doch etwas stärker war, als alle erwartet hatten. 3:1 in der Serie, man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen. Eine absolut verkorkste Saison im Rücken, mit Glück in die Playoffs geflogen und dann sowas. Ich war froh, dass wir überhaupt einmal gegen Bern gewinnen konnten, jetzt haben wir DREIMAL in Serie gegen Bern gewonnen. Einmal davon auswärts. Unglaublich, was da abgeht.

Und mit der Möglichkeit, den Sack zum 4:1 zuzumachen, reisten die Klotener mit Ihren Anhängern gestern nach Bern. Irgendwie war man etwas zweigeteilt. Man wollte daran glauben, dass Kloten es tatsächlich schaffen könnte, in der Serie zum Zweiten Mal auswärts zu gewinnen aber ich bin ehrlich. Irgendwie hatte ich schon so eine Vorahnung, wie dieses Spiel ausgehen würde. Klare Niederlage, keine Chance und ein befreit und überragend spielendes Bern, das eine heftige Reaktion zeigen würde. Doch ganz so kam es nicht, eigentlich kam es überhaupt nicht so. Man sah ein starkes Kloten, das (zu) viele Chancen im ersten Drittel ausliess (Jenni alleine vor Bührer nach ca. 3 Minuten) und ein Bern, das weiterhin verunsichert spielte und durch dumme Strafen auf Klotener Seite zu zwei Toren kam. Nach dem ersten Drittel blieb ein äusserst schaler Nachgeschmack auf Klotener Seite, eigentlich das Drittel dominiert, Bern wieder an die Wand gespielt aber halt keine Tore gemacht und sie im Gegenzug halt kassiert. So läufts. Oder es läuft eben nicht und bekanntlich läuft dann auch gleich alles andere auch noch gegen Dich. Und genau so war es dann auch.

Im zweiten Drittel wurden viele individuelle Fehler produziert, unnötige Fehlpässe gemacht und noch viele andere, teils haarsträubende Aktionen aufs Eis „gezaubert“, so dass das 3:0 dann nur noch logische Konsequenz war. Wieder im Powerplay und wieder auf eine absolut unsinnige Strafe (Danke Reiber!) hin. Bern war noch immer nicht wirklich besser...

Das letzte Drittel war dann so langweilig, wie die Spiele gegen La-Chotz-de-Fotz vor einigen Jahren. Brunz-Hockey vom feinsten, keiner machte mehr was fürs Spiel und naja, das war auch gut so für Kloten. Bern hat sich zurückgezogen und keinen Schritt mehr getan, fast hätte es nach 5 Minuten noch ein Tor für Kloten gegeben, das kam aber nicht und so schlief die Partie vollständig ein. Man hätte gut nach 12 Minuten abbrechen können. Kloten war dann aber plötzlich defensiv wieder relativ gut bei der Sache und hatte die letzten 6-7 Minuten eigentlich ganz gut im Griff, Offensiv wurden keine Aktionen mehr gestartet, es ist wohl beiden klar, das am Samstag die Serie entschieden wird. Entweder Kloten gewinnt und ist im Halbfinal oder es kommt zum 7. Spiel in Bern und dann gewinnt Bern.

Nach dem Spiel wurde mir einiges klar. Die Berner-Spieler feierten nicht. Sie wussten exakt genau, dass sie auch dieses Spiel eigentlich nicht wirklich dominieren konnten. Sie wussten es ganz genau, dass sie hier einfach nur Glück hatten, mehr Powerplay spielen konnten und deswegen gewonnen haben. Und das macht mich extrem zuversichtlich für morgen.

Kloten wird morgen kommen wie die Feuerwehr. So, wie ich das eigentlich von Bern erwartet habe gestern (was aber nicht eingetreten ist). Sie wissen, das sie eigentlich nur noch gewinnen können. Entweder man schafft die Halbfinal Quali oder man muss ins 7. Spiel, und wenn man da halt verliert, dann verliert man halt. Daraus ergeben sich folgende Zielsetzungen für die jeweiligen Mannschaften:

Kloten KANN gewinnen und kann weiterhin ohne Druck aufspielen, Bern kann höchstens ausgleichen in der Serie. Kloten hat seine Saisonziele längst erreicht und alles, was bis jetzt gespielt wurde und noch kommen wird, ist reine Zugabe & Zuckerguss.

Bern MUSS gewinnen. Tun sie dies nicht, fahren sie eine der peinlichsten Blamagen in der Vereinsgeschichte ein und dieses Ausscheiden hätte wohl einen ganzen Rattenschwanz an „Reaktionen“ zur Folge. Für Bern wäre ein Ausscheiden eine Katastrophe.

Bern weiss, dass sie mit einem Spiel wie gestern nicht weit kommen werden in Kloten und deswegen sind sie nervös. Klar sind sie auf 3:2 rangekommen, aber eben nur auf 3:2 und nicht auf 3:3. Wir haben jetzt den Heimvorteil und können alles für uns spielen lassen. Wir haben’s in der eigenen Hand und können morgen im Schluefweg einen der schönsten, sensationellsten und historischsten Hockey-Momente für uns Klotener erleben.

„...Beginn der letzten zwei Spielminuten...“ lautete die letzte Durchsage des Speakers an diesem Abend. Das ganze Stadion steht kopf, die Sitzplätze stehen schon seit 5 Minuten ununterbrochen und schreien sich die Lunge aus dem Leib. Ein unheimlicher Chor aus 7000 Stimmen, jung und alt, lässt den Schluefweg erbeben. Man versteht den Fan neben sich nicht mehr, so laut ist der Gesang in der Halle. Die Stehplätze geben nochmal alles, die Trommeln wummern in Ihrem tiefsten Bass und der Capo hat sich mittlerweile auch umgedreht und schaut gebannt aufs Eisfeld. Etwas anderes hätte auch keinen Sinn mehr. Die Stimmung hat sich vor gut fünf Minuten verselbständigt, als die Sitzplätzler spontan aufgestanden sind und in die Gesänge der Stehplatz-Fans eingestimmt haben.

„Let’s Go Chlootä, Let’s Go…”

Noch eine Minute zu spielen, die ersten im Stadion beginnen zu begreifen, was gleich passieren wird. Kloten, das kleine unscheinbare Kloten holt das übermächtig scheinende Bern vom Thron und stösst es aus den Playoffs hinaus. Unglaublich...die Gesänge werden lauter und lauter, obwohl das niemand für möglich gehalten hätte, das es überhaupt noch lauter werden kann. Die Mannschaft auf dem Eis wird förmlich getragen von dieser Welle der Anfeuerungsrufe. Noch 30 Sekunden, Kloten führt noch immer und die Fans beginnen zu tanzen. Wildfremde Leute werden umarmt und jeder Kloten-Fan in diesem Stadion ist am Mitsingen und Klatschen. Eine solche Stimmung, wie sie in den letzten 20 Sekunden herrscht, hat es seit den Meistertiteln Anfangs der 90er in diesem Stadion nicht mehr gegeben. Nicht mal, als man den ZSC im Viertelfinal aus den Playoffs gekippt hat. Das ist etwas ganz anderes. Kloten konnte endlich den Playout Rucksack ablegen, den ganzen Druck in die Tonne treten und sich endgültig davon befreien. Noch 10 Sekunden. Kloten konnte endlich so spielen, wie sie es die ganze Saison hatten tun wollen, es aber aufgrund des Druckes nicht konnten. Kloten hatte eigentlich keine Chance, diese wollten sie aber nutzen. Um jeden Preis.

„5...4...3...“

Und jetzt sind wir am Ziel. Mit Erreichen der 60:00 auf der Matchuhr geht ein kollektiver Jubelschrei durch den Schluefweg. Die Menschen umarmen sich, hüpfen und schreien sich einfach den ganzen Frust der letzten drei Saisons von der Seele. Ungläubig starren andere aufs Eis, zitternde Hände und Freudentränen in den Augen und können nicht fassen was gerade geschehen ist. Bern ist raus, Kloten ist im Halbfinal.

SonntagsBlick, 19.03.2006
„...die Stimmung war unglaublich, Kloten hatte heute mindestens 7000 Spieler mehr auf dem Eis als Bern...“


Man sieht sich im Schluefweg. Auf geht’s Kloten, lasst uns Geschichte schreiben!