Thursday, March 23, 2006

Der Traum geht weiter...

Wer Lugano sagt, der verbindet vor allem bedingungsloser Erfolg mit diesem Wort. Der Führungsstil der oberen Ebene des HC Lugano hat jede Saison dasselbe Ziel. Meister. Nicht mehr und nicht weniger. Das wirklich beeindruckende an diesem Verein ist aber, dass das Ziel meistens zumindestens touchiert wird. Der HC Lugano war mit Ausnahme der letzten Saison immer vorne mit dabei in den Playoffs und hat 1999 und 2003 sogar den Meistertitel geholt.

Die Mannschaft besticht vor allem durch ein Merkmal, dass sich durch die letzten 5-6 Jahre, oder sogar noch länger, zieht. Lugano hat immer absolut hochkarätige Ausländer, wenn nicht sogar die Besten, die jeweils in der Nati A spielen. Diese Saison wären das die drei Finnen Hentunen, Peltonen und Nummelin flankiert vom absolut überragenden Glen Metropolit und Jason York. Was diese Jungs vor allem in der Qualifikation und natürlich in der historischen Playoff Serie gegen Ambri gezeigt haben, spottete jeder Beschreibung. Sackstark im Powerplay, unglaubliche Schnelligkeit im Angriff und vor allem mit Nummelin einen Defensivgeneral, der sowohl Auslösung als auch Verteidigung perfekt im Griff hat.

Dieser Spitzenmannschaft gegenüber steht dann das kleine Kloten. Keine wirklichen Stars im Team, keine grossen klingenden Namen (ausser Jenni vielleicht) und vor allem nie und nimmer diesen bedingungslosen Erfolgswillen wie die Tessiner. Jedenfalls war das vor den Playoffs so. Seit wir wieder im Playoff mit dabei sind, hat sich alles ein wenig geändert. Kloten spielt ein absolut tödliches Tempohockey. Die Devise ist relativ einfach und lautet: Laufen Laufen Laufen und nochmals Laufen. Der SC Bern wurde bereits ein Opfer dieser Taktik und gestern wartete Lugano darauf, es unseren Boys so richtig zu zeigen, wo der Hammer hängt.

1. Drittel. Alle erwarteten einen offensiven Sturmlauf von Lugano, ein Anpreschen gegen die Wellenbrecher der Klotener Abwehr, doch nichts derartiges geschah, im Gegenteil. Kloten nahm die Verantwortung auf sich und begann von der ersten Minute an, das Spiel zu machen. Dies ist insofern äusserst erstaunlich, als das eigentlich bei Kloten auswärts seit den Meisterjahren nie mehr so richtig getan werden konnte. Aber heute klappte es und es klappte sogar so gut, dass André Rufener nach gut 2 Minuten zu seinem ersten Treffer diese Saison kam und für Kloten das 0:1 erzielte, perfekt herausgespielt übrigens. Peng! Da war es wieder, diese Schüsse vor den Bug der grossen Favoriten. Lugano war erst mal geschockt, sichtlich geschockt. Sie brachten nicht viel mehr zustande für die nächsten 18 Minuten, als einfach zu schauen, dass Kloten nicht zu einem 2:0 kommen konnte. Und so kann man dann die verbleibende Zeit im ersten Drittel auch gleich gut beschreiben, Kloten rannte an und Lugano versuchte, das Schlimmste zu verhindern. Drittelende, erstmal alle gut durchatmen und wieder zu sich kommen.

Das zweite Drittel begann recht ähnlich wie das erste, nur das man eine kleine Steigerung des HC Lugano bemerken konnte. So langsam kamen sie ins Spiel und so manch ein Klotener sah jetzt das Unvermeidliche kommen, doch weit gefehlt. Kloten spielte weiter ihr abartiges Tempospiel und lief Lugano noch immer um die Ohren. In der 14. Minute tankte sich dann Pittis durch, kam vor Rüeger zum Schuss, der wehrte zur Seite ab und Rintanen fischte die Scheibe aus der Luft und ballerte sie rein zum 0:2. Ich kann hier glaube ich für alle Kloten Fans sprechen, wenn ich sage, dass kaum einer von uns wirklich glauben konnte, was da auf dem Eis abging. Erst schmeissen die Klotener Bern mit 4:2 aus den Playoffs, dann gehen sie im ersten Halbfinal-Spiel nach Lugano und führen erst mal gleich mit 0:2. So langsam machen mir diese Jungs Angst. Aber weiter im Text, leider war dies noch nicht alles, was in diesem Drittel abging, Bärtschi nahm eine Strafe und prompt zog Lugano ihr Wunder Powerplay auf. Viertausend Pässe gespielt innert 4 Sekunden zogen die Abwehr derart auseinander, dass das Tor meterweit offen stand und der Herr Metropolit nur noch einzuschieben brauchte, Anschluss zum 1:2. So bliebs erstaunlicherweise bis zum Ende des zweiten Drittels und Kloten konnte das dritte Drittel mit einer Führung beginnen.

Das dritte Drittel ist dann relativ schnell erzählt. Es war mit Abstand das ausgeglichenste Drittel. Beide Mannschaften kamen zu guten Chancen in Vollbestand und beide Mannschaften spielten begeisterndes Tempohockey, liessen aber den letzten Biss, die letzte Härte noch ein wenig vermissen, das wird aber mit Sicherheit noch kommen im Laufe dieser Serie. Als dann Pittis in der 54. Minute während einer Offensiv-Aktion eine einigermassen dumme Strafe holte und Lugano wiederholt Ihr Wunder-Powerplay aufziehen konnten, wars passiert und der Ausgleich zum 2:2 fiel 6 Minuten vor Schluss. Das war natürlich ärgerlich, aber ich wage zu behaupten, dass dies die Mannschaft wieder ein bisschen aus der „Wir verwalten unsern Vorsprung“-Lethargie gerissen hat und ich wage ebenfalls zu behaupten, dass der Ausgleich sowieso gekommen wäre. Strafe hin oder her. Na gut, die 60 Minuten gingen ohne weitere nennenswerte Aktionen zu Ende und es wartete die Verlängerung.

In diesem 20 Minuten holten beide Teams nochmal alles aus sich raus, was rauszuholen war. Es gab Offensivaktionen am Laufmeter und Tempohockey vom feinsten, allerdings waren auch beide Mannschaften defensiv relativ gut abgesichert, so dass es zu praktisch keinen Kontern kommen konnte. Die Spielanteile waren wieder ein wenig auf Klotener Seite gerückt und die Chancenverteilung ebenfalls. Kloten hatte in dieser Verlängerung eindeutig die besseren Chancen, machte allerdings zuwenig daraus und es kam wie es kommen musste, das Spiel musste durch ein Penaltyschiessen entschieden werden.

Da man ja weiss, was für Schützen Lugano zu bieten hat und man auch weiss, was für „Vollstrecker“ Kloten auf dem Eis hat, musste man nun eine einigermassen klare Niederlage befürchten. Und tatsächlich, Nummelin und Peltonen verluden Stephan nach klassischer Manier und da Lemm verschoss stand es nach drei Schützen bereits 2:0 für Lugano. Ein Debakel drohte. Bärtschi lief mit einem wahnsinnigen Tempo an und konnte Rüeger ebenfalls mit einem Schlenzer verladen, 2:1. Der nächste Finne stand bei Lugano bereit und lief an. Jukka Hentunen konnte das vorentscheidende 3:1 erzielen aber...er scheiterte an Tobias Stephan. Weiter gings mit Jenni auf Klotener Seite, der Ausgleich war jetzt möglich und Jenni lief unter gellendem Pfeiffkonzert an. Er zog auf die linke Seite, wartete...wartete noch länger, Rüeger lag, Jenni schoss...Aber vorbei! Die Chance auf den Ausgleich wurde vertan. Dann wieder Lugano, Glen Metropolit. Ein eiskalter Skorer, ein hammerharter Techniker. Metropolit lief an, zog ebenfalls nach links und scheiterte ebenfalls an Stephan. Zweite Chance, auszugleichen. Domenico Pittis stand am Mittelpunkt und man wusste, jetzt oder nie. Pittis lief an, zog trocken durch ohne jegliches Dribbling und liess Rüeger sehr sehr alt aussehen. Ausgleich! Es keimte wieder Hoffnung auf und beim einen oder anderen kamen Erinnerungen an die Playoff Viertelfinal Partie gegen Zug auf, als uns schliesslich McKim ins 7. Spiel schoss. Nach je 4 Schüssen stands dann jetzt also 2:2 und Lugano war wieder am Zug. Sandy Jeannin fuhr auf Stephan zu und...scheiterte tatsächlich! Kloten konnte also mit dem nächsten Penalty alles klar machen und wer könnte das besser als unser Goldhelm, Kimmo Rintanen. Was Rintanen dann allerdings beim Penalty zeigte, war ein wenig enttäuschend. Ohne Kreativität, ohne Zug. Leider kein Tor. 5 Schützen durch auf beiden Seiten, es ging weiter Schuss für Schuss. Nach der kleinen Pause, in der die Coaches noch die zusätzlichen Schützen benannten, fing dieses Mal Kloten an und eröffnete die zweite Penalty Serie wiederum mit Rintanen. Der scheiterte aber noch kläglicher an Rüeger wie vorhin und jetzt war Lugano am Drücker mit dem Matchpuck. Bei Lugano nahm Nummelin Anlauf, der Nummelin, der Stephan mit dem ersten Penalty so furchtbar verladen hatte. Naja, das wars wohl. Aber das wars eben doch nicht. Stephan hielt den Schuss und verschaffte Kloten noch eine weitere Chance. Und wer sollte diese Chance besser verwerten können, als Domenico Pittis, der emotionale Kanadier, der Kämpfer, der Chrampfer der Mannschaft, der sich jetzt in diesen Playoffs als so eminent wichtig herausstellt. Pittis nahm wieder Anlauf, verzichtete wieder auf ein Dribbling und bezwang Rüeger ein weiteres Mal. Kloten führte! Nun war Lugano unter Zugzwang, wer übernimmt die Verantwortung bei Lugano? Ville Peltonen, der Finne, tat es und lief auf Stephan zu. Er zog leicht nach links, schoss rechts und...verfehlte das Tor! Kloten gewann ein sensationelles Penalty-Drama in Lugano auswärts und hat den Luganesi somit den Heimvorteil bereits im ersten Spiel abgejagt. Unglaublich!

Heute Donnerstag abend geht’s bereits weiter im Schluefweg, ausverkauftes Haus und hoffentlich ein weiterer Sieg zum 2:0 in der Serie. Man wird es sehen!

Reto